Alicia Bohn auf Platz vier in Rio de Janeiro

Alicia Bohn sensationell auf Platz vier bei der Junioren-WM

Mit ihrem Sieg im Juniorinnen-Einer bei der Deutschen Jugendmeisterschaft hatte sich Alicia Bohn das Ticket zur Junioren-Weltmeisterschaft 2015 in Rio de Janeiro gelöst. Das bedeutete jedoch zunächst noch einmal in ein mehrwöchiges Trainingslager mit mindestens drei täglichen Trainingseinheiten einzusteigen. Mit dabei, wie bei Einer-Ruderern und Ruderinnen üblich, ihr Heimtrainer Tim Lauer. Durch Tim Lauer bestens vorbereitet, kamen die beiden Speyerer in Rio an und legten den letzten Feinschliff an. Es galt sich auf der künftigen Olympiastrecke, die Sommerspiele 2016 werden hier stattfinden, an die neue Umgebung zu gewöhnen und mit den Wasserverhältnissen vertraut zu machen. Schließlich wollte Alicia Bohn als eine der jüngsten Teilnehmerinnen im Feld der weltbesten Juniorinnen zeigen was in ihr steckt.

Ihr Können und ihre hervorragende Form ließ Alicia Bohn schon im Vorlauf über die 2000-Meter-Strecke aufblitzen. In 7:52,86 Minuten ruderte sie auf den zweiten Platz und musste nur einer der Favoritinnen auf Gold aus Griechenland den Vortritt lassen, blieb aber um viele Längen vor der drittplatzierten Kroatin. Die Siegerinnen der vier Vorläufe qualifizierten sich direkt fürs Halbfinale während Alicia Bohn, wie die weiteren 18 Konkurrentinnen, den Umweg über den Hoffnungslauf gehen musste. Mit einem klaren Start-Ziel-Sieg, der Gegenwind hatte deutlich aufgefrischt, setzte sich Alicia Bohn in 8:24,44 Minuten sehr deutlich vor der zweitplatzierten Spanierin durch und erreichte ungefährdet das Halbfinale. Hier wartete die große Favoritin aus den Niederlanden. Von Tim Lauer bestens motiviert und eingestellt ließ Alicia Bohn nichts anbrennen. Um in einem möglichen Finale auf einer der Innenbahnen starten zu dürfen, kämpfte Alicia Bohn um jeden Zentimeter und wurde mit dem zweiten Platz belohnt. Es siegte die Niederlande, vor Alicia Bohn, die ihrerseits Italien auf Platz drei verwies, die Vorlaufsiegerin aus Belgien schied als Vierte aus. Damit hatte Alicia Bohn als einzige 16-jährige Ruderin das Finale erreicht, sie wird in wenigen Tagen ihren 17. Geburtstag sicherlich gebührend feiern, während ihre Gegnerinnen meist ein- bis eineinhalb Jahre älter sind und damit mehr Rudererfahrung aufweisen.

Aufgrund der Wettervorsagen, es sollte starker Wind aufkommen, hatten die Regattaverantwortlichen, das Programm komprimiert und um einen Tag verkürzt. Damit hatten die jungen Sportler weniger Zeit sich von den Strapazen der Vorrennen zu erholen, das galt insbesondere für diejenigen, die den Umweg über die Hoffnungsläufe gehen mussten. Die Finalrennen fanden nun anstatt am Sonntag schon am Samstag statt.

Spannung pur für die Speyerer, die ihre Alicia in den deutschen Farben, virtuell bei der Liveübertragung anfeuerten. Nicht überraschend legte Sofia Asoumanaki, Griechenland, stark vor und führte vor Marieke Keijser, Niederlande, bis zur Streckenhälfte, der 1000-Meter-Marke. Die ganz große Überraschung, Alicia Bohn lag auf dem Bronzerang, vor der Bulgarin Desislava Georgieva und der Mitfavoritin aus China. Auf den in diesem Rennen entscheidenden dritten 500-Metern sicherte sich die Niederländerin Gold vor Griechenland und die Bulgarin schob sich an Alicia Bohn vorbei, die hier 5 Sekunden verlor. Mit ihrem bekannten starken Finish, sie ruderte die zweitschnellste 500-Meter-Zeit mit 2:01,89 Minuten auf dem letzten Streckenabschnitt, schaffte es Alicia Bohn nicht mehr zur Bulgarin aufzuschließen und wurde Vierte in 8:04,88 Minuten vor China und Italien.

Aus Speyerer-Sicht besonders erfreulich, dass der Deutsche Ruderverband mit seinem Kommentar „Im Juniorinnen-Einer erruderte Alicia Bohn einen hervorragenden vierten Platz, das Final-Resultat lässt positiv in die Zukunft blicken“ den tollen Erfolg entsprechend würdigte. Hier gilt eindeutig nicht, dass Alicia Bohn Bronze verloren, sondern dass sie mit ihrem Finaleinzug in jedem Belang gewonnen hat.

 

Danke auch an alle Fans und „Mitfieberer“!

 

Unglaublich war auch das Mitfiebern der aktiven Ruderinnen und Ruderer der RGS. Im Verlauf der Tage von Rio glühten die Messenger-Dienste, mail-accounts und SMSen förmlich von „Anfeuerungsrufen“ der Alicia-Fans. „Jetzt gilt es Daumendrücken“, war noch das Wenigste. Alle waren jederzeit informiert wo und wann in Rio etwas passieren würde, ob es Verschiebungen gibt. Wie der Wind steht und ob gerade wieder ein kleines Zwicken gefühlt wird. Fotos zeigten die gute Laune in Rio. Hätten Alicia und ihr Trainer Tim verfolgen können welche Spannung sie in der Heimat auslösten, wäre die Motivation sicher noch weiter – wenn das überhaupt möglich war – unterstützt worden.

Es gab auch kleine Enttäuschungen: „Ich kann das live verfolgen“ – „Ja, wo?“ – „auf www.worldrowing.com“ – „da gibt´s doch nur das live-tracking, aber kein live-streaming“ – ja, man sieht da die eingeblendeten Boots-Grafiken“ – Mist das kenn´ ich, hab´ mir eine tatsächliche Übertragung gewünscht“ – …..usf.

Und großen Jubel: „Alicia hat es geschafft, ist im Finale!“