Sieg bei ARO-Mila

Bericht von Reinhold Eppel

Der Arbeidernes Roklubb von 1929 veranstaltet einmal im Jahr die ARO-Mila, d.h. eine Regatta über eine norwegische Meile (ca. 10 km) auf dem Oslo-Fjord. Am 22. 8. War es dieses Jahr so weit. Teilgenommen haben alle vier Rudervereine von Oslo. Unsere Freunde vom Norske Studenters Roklubb luden uns ein, bei diesem Rennen mitzumachen. Die meisten Boote am Start waren Seegigs, es gab aber auch vier gesteuerte und ungesteuerte C-Vierer und ein Rennvierer. Ich wurde in einen ungesteuerten Doppelvierer zusammen mit den Norwegischen Ruderer Jens-Petter und Halbrend und Claudia aus Leipzig eingeteilt.

Wir waren zunächst davon ausgegangen, dass es sich nicht so sehr um eine ernsthafte Regatta handelt nach dem Motto „dabei sein ist wichtiger als siegen“, aber nach dem Massenstart wurden wir eines besseren belehrt: mit einer Schlagzahl über 30 begaben sich die Boote auf südwestlichen Kurs, wobei die Seegigs bauartbedingt mehr und mehr zurückfielen. Ein Kilometer nach dem Start lagen wir auf dem 3. Platz, jedoch hatte der Wind – wie meistens am Nachmittag auf dem Fjord – deutlich aufgefrischt und sorgte als Gegenwind für bis zu 80 cm hohe Wellen. Bei jeder größeren Welle kam ein Brecher über die Bordwand, häufig traf es die Nummer eins, nicht viel seltener auch die anderen Ruderer, so dass wir bald mit komplett nassen Klamotten und 15 cm Wasser im Boot ruderten. Das hielt den norwegischen Schlagmann aber keineswegs von seinem 28er Streckenschlag ab.

Nach halber Strecke hatte das Rennboot längst aufgegeben und wir lagen an zweiter Position, nachdem auch ein anderer C-Vierer Wasser schöpfend Ruderhalt machten. Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass es eine Schwimmeinlage geben würde. Ärgerlich nur, dass man an dem felsigen Ufer der Inseln schlecht anlanden konnte, um das Boot auszuleeren.

Gottseidank ging es nach der Wende mit Rückenwind und etwas geschützter zwischen den Inseln weiter, so dass sich der Wasserstand im Boot nicht weiter erhöhte. Drei Kilometer vor dem Ziel fingen wir an, den knapp vor uns liegenden Vierer des Christiania Roklubb anzugreifen. Sie hielten heftig dagegen, konzentrierten sich aber anscheinend zu sehr auf das Rudern und weniger aufs Steuern, so dass sie vom Idealkurs abkamen und wir schließlich vorbeizogen und als erste das Ziel erreichten.

Nach der Siegerehrung sprach ich unseren Schlagmann Jens-Petter darauf an, dass wir in Deutschland bei vergleichbaren Wasserverhältnissen – z. B. beim Rheinmarathon Leverkusen-Düsseldorf – üblicherweise elektrische Pumpen im Boot hätten, um das Wasser schnell wieder aus dem Boot zu befördern. Er meinte, in Norwegen sei das nicht nötig. Schließlich wären die Wikinger bis nach Nordamerika gerudert – ohne elektrische Pumpen.