Langstrecke -„Rund um den Wannsee“

Ausgabe 51/2015

von Julia Hoffmann

 Langstrecke – „Rund um Wannsee“

Das machen auch nur Ruderer – mal eben für eine Langstrecke nach Berlin zu fahren. Viele meiner Freunde zeigen mir den Vogel, wenn ich ihnen vom letzten Wochenende erzähle, ich sage allerdings: es hat sich wirklich gelohnt!

Zusammen mit dem U23 Frauenachter war ich, ebenso wie der U23 Männerachter, vom Berliner Ruderclub zur bekannten Achterlangstrecke „Rund um Wannsee“ eingeladen worden, da überlegt man es sich nicht zweimal, in den Zug zu steigen.

Die Anreise fand Freitagabend bei perfektem Wetter statt, aufgeriggert war der Achter schnell und dem kurzen Training zum Boot einstellen und zum Strecke kennen lernen stand nur noch im Weg, dass natürlich noch keine Riemen angeliefert worden waren.

Kurzerhand ließen wir das Training also ausfallen, machten uns einen gemütlichen Abend, zuerst beim Abendessen im BRC inklusive Lagerfeuer auf der Terrasse, anschließend im gemütlichen Aufenthaltsraum des Ruderleistungszentrum, zu dem man übrigens mit dem Auto nur 45 Minuten gebraucht hat. 😉

Am Samstagmorgen ging es dann früh aus den Federn, immerhin war der Massenstart zur Langstrecke mit insgesamt 45 Achtern auf 9Uhr angesetzt.

Glücklicherweise entdeckten wir sofort unsere Riemen auf dem Sattelplatz, zu perfekten Bedingungen fehlte nur noch eine Cox-Box mit Lautsprecher, die ist nämlich komischerweise über Nacht abhandengekommen…

Wir störten uns daran recht wenig, immerhin ist unser Steuermann Felix Heinemann im lauten Reden recht erprobt, und gingen also hochmotiviert für die anstehenden 15km als eines der ersten Boote auf Wasser.

Nach einer kurzen Runde auf dem Wannsee ging es dann auch schon an die Startlinie, viel Platz war da leider wenig, so dass wir auf Backbord, sowie auch auf Steuerbord mit unseren Riemen in der Startauslage jeweils schon in die Riemen der benachbarten Männerachter griffen. Da uns klar war, dass die Männer sich einen Bord an Bord Kampf liefern würden, hieß das für uns mit dem ertönenden Startsignal nur noch „Augen zu und durch“, möglichst mit der gleichen Schlagzahl wie die Männer. 😀

Gott sei Dank verliefen die ersten 200m mehr oder weniger berührungsfrei und Steuermann Felix hatte alles bestens im Griff.

Uns allen war bewusst, dass die ersten vier Kilometer der Langstrecke den Rennausgang maßgeblich entscheiden, danach führte die Strecke nämlich runter vom Wannsee und rein in die engen Kanäle, eine langgezogenen Backbordkurve hindurch, um nach weiteren 11 Kilometern auf dem kleinen Wannsee in die Zielgerade überzugehen.

Wir bretterten also mit einer gemütlichen Schlagzahl von 36 Schlägen pro Minute los und ließen dabei auch einige Boote hinter uns, das rächte sich allerdings auf dem langen Kanalstück, auf dem wir immer wieder spurten mussten, um uns die nachfolgenden Boote vom Leib zu halten, Platzmachen war wie gesagt nicht möglich.

Obwohl sich die Strecke gegen Ende ganz schön zog und noch der ein oder andere kleine Zwischenfall, wie ein gerissenes Steuerseil und ein gebrochenes Blatt unser Leben erschwerten, haben wir uns doch am Ende gar nicht so schlecht geschlagen und so blieb nach 54:00 Minuten die Uhr für uns stehen.

Nach dem Rennen verbrachten wir einen schönen sonnigen Mittag auf dem Bootsplatz des Berliner Ruderclubs und durften Zeuge des ersten Ruderbiathlons werden, bei dem die Teilnehmer abwechselnd Ergo fahren und schießen mussten.