45. Düsseldorfer Rheinmarathon: Silber für Frauenmannschaft und Kapriole des Schicksals

Wie transportiert man ein Boot nach Leverkusen zum Rheinmarathon? Ja klar, man rudert es hin!

Am Sonntag den 25. September fängt das „Trainingslager“ Rheinmarathon an. Die Speyerer Besetzung, Steffi, Günter, Reinhold und Ingrid, unterstützt von Harald Schewski (Rudergesellschaft Heidelberg) startet vom Alten Hafen Speyer nach Erfelden. Die ersten 84 km Ausdauertraining mit hohen Wellen und regem Schiffsverkehr werden gemeistert. Die gute Leistung wird abends in der Altrheinschänke gemeinsam mit den Wanderruderfreunden gefeiert.

Jetzt wechselt die Mannschaft. Ingrid ruft das Berufsleben. Andrea, zurück von einer Wanderruderfahrt in Saalburg, steigt ein. In 5 weiteren Rudertagen bewältigen wir die Strecke Erfelden – Leverkusen und 210 Rheinkilometer. Gut geeicht auf hohe Wellen, regen Schiffsverkehr und teilweise heftigen Gegenwind können wir mit unserem intensiven Ausdauertraining zufrieden sein.

Am Freitag nutzt unsere Renngemeinschaft bestehend aus Steffi, Ursel Ries vom Mündener Ruderverein e.V.   und mir die 45 km von Bonn nach Leverkusen als letzte Trainingseinheit. Die Einstellungen im 100% Pälzer werden überprüft, der Schlag abgestimmt.

Angekommen beim RTHC Bayer-Leverkusen werden zunächst die Boote der Wanderruderfahrt abgeriggert, bevor der 3er Mary-Ann aus Ludwigshafen und unser 100% Pälzer für den Rheinmarathon vorbereitet werden. Die Ausleger abgeklebt, die Abdeckung festgetapet und ganz wichtig für Samstag: die elektrische Pumpe eingebaut und getestet. Wir sind bereit.

Freitagabend ist unsere Renngemeinschaft dann komplett. Katrin Martinen und unsern Steuermann Ulrich Rothe von der Wanderrudergesellschaft Die Wikinger e.V. treffen wir in Köln in der Schreckenskammer. Bei kühlem Kölsch lernen wir uns kennen und besprechen unsere Strategie.

Samstagmorgen: Jetzt wird es ernst. Mit einer Mischung aus Nervosität und Gelassenheit fahren wir nach Leverkusen.

 

Vorher: Reinhold, Steffi, Detlef, Andrea, Ursel, Ellen
Vorher: Reinhold, Steffi, Detlef, Andrea, Ursel, Ellen

 Rennen 4: Frauen Gig-Doppelvierer m. ST. (Masters) E, MDA 55

auf-der-strecke

Unsere Mannschaft:

Ulrich Rothe, Wanderrudergesellschaft, Die Wikinger e.V., am Steuer.

Katrin Martinen, Wanderrudergesellschaft, Die Wikinger e.V., als erfahrene Marathonruderin auf Schlag.

Ursel Ries, Mündener Ruderverein e.V., übernimmt Platz 3 und bedient die wichtige Pumpe.

Andrea Vogel, Rudergesellschaft Speyer 1883 e.V., Platz 2.

Steffi Haase-Goos, Rudergesellschaft Speyer 1883 e.V., Bugplatz und Wellenbrecher.

Durchschnittsalter 60, Durchschnittsgröße 1,60m. Katrin Martinen ist erstmals die Größte im Boot und unser Steuermann Ulrich sieht locker über uns weg und hat alles im Blick.

Es geht los! Katrin Martinen auf Schlag lässt bald vergessen, dass wir zum ersten Mal gemeinsam im Boot sitzen. Das Wetter ist perfekt. In der Nacht hatte es geregnet, die Temperatur ging auf 12 Grad Celsius runter. Nun bleibt der Regen aus. Bei niedrigem Wasserstand gilt es die 42,8 km zu meistern.

Unser Boot läuft von Anfang an gut. Nach 10 km sichten wir unsere Mitkonkurrenten vom Wassersportverein Godesberg 1909/11 e.V. und überholen sie in einem Zwischensprint. Den Abstand können wir ausbauen und halten. Mit diesem Motivationsschub geht es kontinuierlich weiter.

Der Rhein zeigt sich zunächst von seiner guten Seite, relativ glattes Wasser (da hatten wir schon ganz andere Tage) und wenig Schiffsverkehr. Ulrich Rothe, unser erfahrener Steuermann, steuert sicher und souverän. Dann aber doch Schiffsverkehr und der hat es in sich, richtig hohe Wellen: das Boot voll in Fahrt – Zeit wird nicht verschwendet – wir spitz durch! Die Welle duscht alle im Boot gründlich, und Ursel bedient die leistungsstarke Pumpe, um uns wieder vom Wasser (im Boot) zu befreien. Dank Steffi als Wellenbrecher bleibt der Rest der Mannschaft von größeren Wassermassen verschont und Steffi immerhin ab den Ohren aufwärts trocken.

Nach 30 km erhöhen wir nochmals unseren Druck. Ulrich motiviert uns mit Zwischenständen, wenige Boote ziehen an uns vorbei. 3 km vor dem Ziel: jetzt ist Endspurt angesagt. Schlagzahl hoch – nochmals alles geben – die Boote hinter uns holen nicht auf. Dann läutet die Glocke bei 2 Stunden, 44,58. Ein tolles Gefühl. Wir haben es geschafft!

Die Belohnung: Mit tatsächlich nur einer Sekunde Rückstand auf die Lokalmatadoren und traditionellen Siegerinnen Dormagener Ruder-Gesellschaft Bayer e.V. stehen wir auf dem Treppchen und freuen uns über die Silbermedaille.

 

adscn3690

Im dritten Speyerer Team war Reinhold Eppel in Rennrudergemeinschaft mit Ellen Brandenburger und Detlef Döhnert (Bamberger Rudergesellschaft / Ludwigshafener Ruderverein) im Rennen GIG Doppeldreier MDA 43 am Start. Trotz Handicap Fußsteuer schlugen sie sich wacker gegen die ortskundigen Rudervereine und belegten den 5. Platz.

Mit 02:36:48 Stunden erreichten sie die beste Zeit der Speyerer Rudergesellschaft beim 45. Rheinmarathon. Herzlichen Glückwunsch!

adscn3663

Vielen Dank an Detlef Döhnert, der die Rennrudergemeinschaften zusammenstellte und uns die Teilnahme an dieser tollen Regatta ermöglichte.

Andrea Vogel